- a not so short story -
„Auch wenn dunkle Wolken am Himmel hängen und der Weg steinig erscheint, lohnt es sich, voranzugehen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Denn gerade in den schweren Zeiten finden wir die Stärke uns selbst zu entfalten und das Glück in den kleinen Momenten zu entdecken.“
Nun sitze ich hier und schaue zurück auf die vergangenen Jahre, schwelge in Erinnerungen und meine Reise als Züchterin zieht an meinem geistigen Auge vorbei.
10 Jahre mit so vielen berauschenden Höhen, glücklichen Momenten und ozeanischen Tiefen.
10 Jahre in denen ich schon hin und wieder Alles an den Nagel hängen wollte.
10 Jahre mit Augenblicken die mein Herz zum Stolpern bringen vor Glück.
Man sollte sich nie wünschen, dass es einfacher und leichter wird. Man sollte sich wünschen, dass man stärker wird.
Wer hätte damals gedacht, als ich noch grün hinter den Ohren, mit Anfang 20, belächelt von den Altzüchtern und von manchem Interessenten unterschätzt, heute hier sitzen und diese Zeilen schreiben würde. Damals gab es genau eine Person, die an mich geglaubt hat und diese verfasst diese Zeilen.
In den vergangenen Jahren gab es wahrlich Tage, die mir der Boden unter den Füßen geraubt haben und ich schwerelos vor mich hintrieb. Züchten ist nicht immer rosarot und gar so voller Romantik, wie es sich manch einer vorstellen mag, denn die Natur kann hin und wieder grausam sein. Ich kämpfe für jedes geborene Leben, bete, hoffe und greife nach den Sternen und doch muss ich mir eingestehen, dass ich nicht jede Schlacht gewinnen kann. Als Züchterin befinde ich mich oftmals auf Messers Schneide zwischen Leben und Tod. Ich sorge mich fortwährend um Klein wie Groß. Die Geburt und die darauffolgenden ersten Lebenswochen der Welpen, scheinen für einen Außenstehenden, so wundervoll zu sein und manch einer mag sich vorstellen, wie wir Züchter vollkommen von Glück mit einem Lächeln im Gesicht an der Wurfkiste sitzen. Aber meine Gefühle fahren gerade in den ersten Wochen Achterbahn. Jedes fiepen, glucksen und quieken, wird gedeutet. Geht es den Welpen gut? Haben sie Hunger? Oder Bauchschmerzen? Quieken sie weil die ersten Zähne durch brechen oder weil etwas anderes nicht stimmt? Haben sie zu warm oder gar zu kalt? Trinken sie genug und nehmen sie fleißig zu? Mein Kopf weiß, dass diese schutzlosen Lebewesen mich brauchen und manchmal fühlt man sich mit all diesen Sorgen und Gedanken sehr allein.
Noch heute erinnere ich mich an jede verlorene Seele und ich wünschte durchaus, dass es nicht so wäre. Ich wünschte, ich hätte nie einen Welpen, der erst wenige Minuten auf der Welt und in meinen Händen lag, direkt wieder verabschieden müssen. Vielleicht wünschte ich aber auch, dass mein Herz etwas kühler und kälter wäre und nicht bei jedem Verlust ein Stück von mir mit gehen würde. Auf diese Erfahrungen hätte ich wirklich verzichten können und oft habe ich gehofft, dass es einfacher und leichter werden würde.
Aber gäbe es nur diese frustrierenden, traurigen und zerschlagenden Momente, hätte ich mit Sicherheit nach kürzester Zeit das Handtuch geworfen und hätte aufgegeben. Zucht, meine Zucht, ist so viel mehr für mich. Sie ist meine Passion, Liebe und Lebensaufgabe. Ein ehrfürchtiges Gefühl breitet sich in meinem Körper aus bei jedem Welpen, der seinen ersten Atemzug in meinen Händen nimmt. Es gibt keine schöneren Laute für mich als die murrenden und quiekenden Äußerungen, die die Welpen in den ersten Lebenstagen von sich geben. Es fasziniert mich immer wieder auf´s Neue, wie schnell aus diesen kleinen, gerade mal ein halbes Pfund schweren, zahnlosen, tauben und blinden Geschöpfen, innerhalb weniger Wochen, richtige, kleine Hunde werden.
Wie oft höre ich den Satz: „Ich könnte ja nicht züchten. Ich könnte keinen der Welpen abgeben“.
Bei diesem Satz muss ich lächeln, denn ich weiß, dass die Person die diesen ausgesprochen hat, hatte noch keinerlei Nahkontakt mit der Zucht. Sie weiß nicht um die vielen, schlaflosen Nächte. Die vielen Ladungen an gewaschener Wäsche und weg gewischten Pipiflecken. Die unzähligen, zubereiteten Mahlzeiten und die vielen Stunden die man mit den Welpen und seinen Gedanken verbracht hat. In ihrem Kopf sieht sie nur die schönen Momente, wie spielende und kuschelnde Welpen in meinem Wohnzimmer. Natürlich zieht mit jedem meiner Welpen ein Stück von mir mit aus, aber versucht euch mal die wie an Weihnachten, leuchtenden Kinderaugen vorzustellen, wenn der große Tag des Einzuges des Welpen gekommen ist. Stellt euch mal vor, wie es sich anfühlt, wenn man als Züchter in den vergangenen 8 Wochen alles gegeben hat, all seine Kräfte gebündelt hat und Energiereserven aufgebraucht hat, um diese jungen Hunde bestmöglich zu begleiten und vorzubereiten auf die große, weite Welt. So viel Trauer an diesen Tagen auch in mir ist, so viel Stolz und Ehrgefühl durchflutet mich an diesem Tag. Eine große Last fällt von mir ab, denn ich weiß ich habe mein Bestes getan und übergebe nun die Verantwortung für diese kleinen Geschöpfe in andere liebende Hände.
Mit Stolz in den Augen betrachte ich jeden MEINER Hunde, sie sind für mich lebendig gewordene Vergangenheit und Zukunft in einem Wesen vereint. Ich sehe in ihnen ihre Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und all die großartigen Vorfahren. Wie oft erkenne ich eine Charaktereigenschaft oder eine Verhaltensweise in den Welpen wieder, die schon ihre Mutter und Großmutter auszeichnet und zu etwas Besonderem machen. Es begeistert mich abermals, wie sehr man aber auch in ihrer Optik, ihrem Blick und ihrer Gestalt jeden einzelnen Ahnen wiederfindet. Sie sind für mich der zum Leben erwachte Stammbaum und die Historie meiner Zucht. Andererseits sind sie auch das Morgen von heute, mit jeder Generation, die unter meiner Obhut und Aufsicht heranwächst, geht dieses wundervolle Abenteuer weiter. Der Anblick meiner „Kindes Kinder“ erfüllt mich mit Stolz und Ehrfurcht zu gleich. Jeder Einzelne ist für mich ein neues Teil in einem grenzenlosen Puzzle.
Die vergangenen Jahre haben mir gezeigt, wofür mein Herz schlägt und gerne möchte ich andere an meinem Wissen und meiner Erfahrung teilhaben lassen und unterstütze wo ich kann. Immerzu strebe ich nach Verbesserung, denn "Lernen ist wie Schwimmen gegen den Strom: Stillstand bedeutet Rückschritt!" (Erich Kästner).
Intensiv beschäftige ich mich tagtäglich aufs Neue mit der Weiterentwicklung meiner Zucht und stelle jedes Element auf den Prüfstein. Die ganzheitliche Sicht auf meine Hunde und das entstehende Leben beinhaltet für mich so viel, wie zum Beispiel das richtige Futter, die richtige Erziehung, richtig fördern und fordern.
Verantwortungsvoll mit meiner Aufgabe umzugehen und das individuelle Bedürfnis meiner Hunde zu berücksichtigen, gehört für mich genauso zu meiner Zucht wie eine Vielzahl an Untersuchungen über das vorgeschriebene Maß hinaus.
Mein eigenes Credo, nur bewusst und verantwortungsvoll zu züchten, zwingt mich dabei hin und wieder Entscheidungen wider meines Herzens zu treffen. Nur Hunde mit besten Gesundheitswerten sollten meiner Meinung in die Zucht gehen. Weshalb manch ein Hund, der mich im Sturm eroberte, nicht selbst eine Linie weiterführen konnte. Für mich ist das Wohl und die Gesundheit jedes einzelnen meiner Nachzuchten, viel zu wichtig, als das ich rein meinem Herzen folgen würde.
Die Unterstützung der Familien, die einen meiner Welpen aufnimmt, ist mir wichtig. Sie zu begleiten und zu beraten, gehört für mich wie selbstverständlich zur Zucht. Dieser Beistand beginnt bei der Auswahl eines passenden Welpen und geht über dessen Auszug hinaus. Ich genieße die Familien bei ihren Herausforderungen zu begleiten und ihnen Lösungswege aufzuzeigen. Dabei auch weiterhin die nächste Generation heranwachsen zu sehen ist ein besonderer Bonus.
Dieses Jubiläum möchte ich, zum Anlass nehmen, danke zu sagen.
Ich möchte mich bei allen Familien bedanken, die meinen Welpen ein wundervolles Zuhause geben, sie umsorgen, sie lieben und achten. Danke, dass ihr mich fortwährend auf dem Laufenden halten und mich auch nach Jahren immer noch Teil sein lassen, am Leben eures Hundes.
Bedanken möchte ich mich auch bei all meinen Unterstützern, Wegbegleitern, Freunden und Zuchtkollegen.
Doch der größte Dank geht an meine Familie und an Sarah, die für mich ein fester Teil von dieser ist. Ich danke euch, für euer Verständnis, eure Mithilfe und euer Rückhalt in den letzten Jahren. Wie oft musstet ihr auf mich verzichten, weil die Hunde „wichtiger“ waren. Wie oft habe ich etwas verpasst, weil die Hunde Priorität hatten. Noch nie habt ihr euch beklagt, dass für mich die Hunde immer an erster Stelle stehen. Dafür möchte ich mich von Herzen bei euch bedanken. Danke, ohne euch wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Da wo ich jetzt bin, wollte ich schon immer sein. Herzlichen DANK!
Der letzte Dank, gilt meinen Hunden. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich ihnen durch mein Handeln und Tun, jeden Tag beweise, wie dankbar ich bin und wie sehr ich jeden einzelnen liebe. Meine Hunde sind es, die mich in den dunkelsten Zeiten meines Lebens aufgebaut haben. Sie sind es, die mir zeigen, dass dort wo Schatten, auch immer Licht ist. Sie sind es, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Meine Hunde sind alles, was mein Herz begehrt.
Mit erhobenem Haupte versichere ich euch, die vergangenen Jahre haben mich stärker gemacht und ich freue mich auf den Weg der noch uns mir liegt.